Nordrhein-Westfalen verfügt mit der Burghofbühne Dinslaken, dem Landestheater Detmold, dem Rheinischen Landestheater Neuss und dem Westfälischen Landestheater Castrop-Rauxel über vier Landestheater, die neben eigenen Spielorten auch als reisende Bühnen jährlich über 1.300 Vorstellungen in fast 200 Kommunen in ganz Nordrhein-Westfalen präsentieren.
„Die Landestheater bieten ein vielfältiges Repertoire, das von Schauspiel über Musiktheater bis hin zu Kinder- und Jugendtheater reicht. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Bildung und Teilhabe im gesamten Land – insbesondere dort, wo es sonst keine oder nur wenige Kulturangebote gäbe“, so die SPD-Politikerin Sonja Bongers.
Große Herausforderungen
Doch die Landestheater stehen vor existentiellen Herausforderungen. Neben der allgemeinen Inflation und hohen Energiekosten belasten insbesondere die gestiegenen Tarifkosten des Personals die Landestheater erheblich. In den letzten zwei Jahren sind die Tarife des öffentlichen Dienstes und der NV-Bühne jeweils um mehrere Prozent gestiegen. Da sich die Gesamtausgaben der Landestheater bis zu 85 Prozent aus Personalkosten zusammensetzen, haben sich erhebliche Mehrkosten entwickelt.
Die Landesregierung hat gegenüber den Landestheatern bisher nicht zu erkennen gegeben, dass eine Erhöhung der Landesförderung für das kommende Jahr oder ein Ausgleich der Tarifsteigerungen erfolgen wird. Bereits für das Jahr 2025 hat die Landesregierung den Landestheatern eine Nullrunde verordnet und ihnen stattdessen empfohlen, die Aufgaben zu priorisieren, Preise zu erhöhen und sich an die anderen Förderer zu wenden. Doch solche Summen können weder intern kompensiert noch durch Einnahmeerhöhungen aufgefangen werden.
Bereits jetzt arbeiten die vier Landestheater mit knappen Personalressourcen. Kürzungen im Personalbereich würden zulasten von Programmvielfalt und kultureller Teilhabe insbesondere in den ländlichen Regionen gehen. Auch die Träger und Gesellschafter sind nicht in der Lage, Mehrkosten in dieser Größenordnung aufzufangen. Besonders kritisch: In Teilen sind die Zuschüsse anderer Förderer an den Förderanteil des Landes gekoppelt.
Die Förderabsage der Landesregierung an die Landestheater wird Konsequenzen haben, von denen sich die Kulturlandschaft in Nordrhein-Westfalen nicht erholen wird. Es zeichnet sich bereits ab, dass Landestheater im kommenden Jahr wohl ihren Spielbetrieb und ihre Spielstandorte reduzieren müssen. Langfristig steht in Frage, ob die vier Landestheater ohne eine gesicherte finanzielle Deckung von Tarifsteigerungen so in dieser Form noch weiter existieren können. Nordrhein-Westfalen droht ein wichtiges Kulturangebot – insbesondere für den ländlichen Raum – zu verlieren.
Kein Kahlschlag
Die Landesregierung muss ihrer Verantwortung gerecht werden und die Kahlschläge in der Kulturszene endlich beenden. Sie darf ihre eigenen Landestheater nicht finanziell im Stich lassen.
Die gestiegenen Tarifkosten dürfen nicht zu Lasten der Landestheater, ihres Angebots und ihrer Beschäftigten gehen. Es ist Aufgabe der Landesregierung, die finanziellen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Landestheater ihren Auftrag nach § 34 des Kulturgesetzbuches erfüllen können. Die gestiegenen Tarifkosten der Landestheater müssen daher von Landesseite vollständig für den Landesanteil an den Theatern ausgeglichen werden – nur das schützt das Fortbestehen aller vier Landestheater und entlastet gleichzeitig die Träger bzw. Gesellschafter.
Die vier Landestheater sind gerade in den aktuellen Zeiten der gesellschaftlichen Polarisierung ein unersetzbarer und stets verlässlicher Bestandteil der Kulturlandschaft Nordrhein-Westfalens. Jetzt muss die Landesregierung unter Kulturministerin Ina Brandes ihren Kurs sofort ändern und selbst wieder eine verlässliche Partnerin der Kultur werden.