Die SPD-Landtagsabgeordnete Sonja Bongers hat angeregt, den offenen Ganztag deutlich auszubauen und zu reformieren. Gleichzeitig spricht sich die Politikerin dafür aus, über die Gründung einer Pädagogischen Hochschule nachzudenken.
„Der nun beschlossene Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz ab 2026 und die damit verbundene Förderung von rund 1,3 Milliarden Euro durch den Bund ist ein Signal, das NRW jetzt aufnehmen muss. Angesichts der Verbreitung der sogenannten Delta-Variante droht unseren Schülerinnen und Schülern gerade im Primar- und Sekundarbereich ein weiteres Corona-Schuljahr. Daher benötigen wir deutlich mehr qualifiziertes Personal, um die sich hier auftuenden Lücken zu schließen. Mit dem derzeitigen Helferinnen- und Helferprogramm der Landesregierung können diese Verwerfungen jedoch nicht revidiert werden. Die Träger, mit denen die Kommunen zusammenarbeiten, müssen in die Lage versetzt werden, das OGS-Personal auch am Vormittag einzusetzen, um die Lehrkräfte zu entlasten“, sagte Bongers am Rande der diesbezüglichen Landtagssitzung in Düsseldorf.
Verbindliche Standards
Besonders im Hinblick auf die vergangenen anderthalb Jahre seit Ausbruch der Corona-Pandemie gelte es in den Schulen Verpasstes aufzuarbeiten nachzuholen. Dafür werde aber endlich ein tragfähiges Konzept benötigt. Es sei bislang nicht gelungen, gemeinsam mit den Kommunen und den Trägern eine landesweite Strategie für den Ausbau des Ganztags zu entwickeln. Die Ausgestaltung obliege den Schul- und OGS-Trägern aber verbindliche Standards existierten nach wie vor nicht und auch eine vernünftige Gesetzeslage lasse immer noch auf sich warten, so Bongers.
Pädagogische Hochschule für Oberhausen
„In Oberhausen arbeiten unsere Träger am Limit und versuchen das Beste herauszuholen. Doch existiert immer noch kein allgemeingültiges Konzept. Zwar hat die Zahl ausgebildeter Fachkräfte zugenommen, doch werden immer noch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ohne fachliche Qualifikation beschäftigt. Das darf in einem so wichtigen Bereich wie der Bildung eigentlich nicht sein. Gezielte Aus- und Fortbildungsangebote für Kinderschutz, Inklusion und Digitalisierung müssen endlich verbindlich sein. Ich kenne Ganztagsschulen da arbeiten Frauen ohne Abschluss oder fachfremd, die verwahren die Kinder mehr oder weniger, als dass sie sie fördern. Das können wir uns heute nicht mehr leisten. Das ist oft nach dem Motto gegangen: Du hast ja selber Kinder dann kannst du auch in der Schule arbeiten. Nur kann das eben nicht jeder. Dafür gibt es Ausbildungskonzepte und die sollten auch eingehalten und weiterentwickelt werden. Wir müssen jetzt in Bildung investieren, deutlich mehr ausbilden und Stellen schaffen und das zu attraktiven langfristigen Konditionen. Vielleicht sollte man darüber nachdenken, Oberhausen endlich als Hochschulstandort zu verankern. Eine Pädagogische Hochschule könnte durchaus sinnvoll sein. Ähnliches gibt es in Baden-Württemberg seit Jahrzehnten und das mit Erfolg. Wir brauchen dieses Fachpersonal und bilden in NRW viel zu wenig aus“, so die Landtagsabgeordnete.
NRW muss Finanzierung sicherstellen
Die Landesregierung sollte daher endlich die Finanzierung des Offenen Ganztags sicherstellen. Zugleich darf nicht mehr der Wohnort der Familien oder die Kassenlage der Kommune über die Qualität entscheiden. „In Düsseldorf stellt sich der finanzielle Rahmen der Ganztagsschulen ganz anders dar als bei uns in Oberhausen. Deutlich höhere Zuwendungen der Stadt ermöglichen in der Landeshauptstadt eine deutlich bessere Ausstattung. Allerdings ist dort, wo eh das Geld fehlt, wie bei uns in Oberhausen, die Förderlage ein ganz andere. Bei uns leben viel mehr Kinder und Jugendliche, für die die Unterstützung der OGS wichtig ist“, so Bongers.