Das Internet und insbesondere die sozialen Medien bieten einen fruchtbaren Nährboden für Sexismus und Frauenhass. Aktuelle Trends, wie die selbsternannten „Alpha Males“, verbreiten sich dank der Algorithmen der Social Media Plattformen in rasender Geschwindigkeit auf der ganzen Welt. Andrew Tate, bekannteste Figur der Frauenhass-Szene im Netz, war im Jahr 2022 die meistgesuchte Person auf Google, der Hashtag AndrewTate wurde im selben Jahr allein auf TikTok über 13 Milliarden. mal geklickt. Obwohl er Verbindungen zu radikalen Rechten pflegt, vorbestraft und aktuell in Haft ist, ist seine Reichweite ungebrochen.
Geschickt nutzt er dabei die Möglichkeiten der sozialen Medien. Im Internet hat sich eine maskulinistische Szene aus verschiedenen Subkulturen gebildet, die in digitalen Foren, über Messenger-Dienste und auf Plattformen wie Youtube, Instagram und TikTok ein misogynes Weltbild kultiviert.
Rechte Tendenzen
Dieses Weltbild ist nicht nur durchzogen von einem irrealen Verständnis von Männlichkeit, sondern beruht auf Sexismus und Frauenhass. In der sogenannten „Manosphere“ versammeln sich Akteure verschiedener Strömungen in einem losen plattformübergreifenden Netzwerk, welches sich durch Inhalte zu den Themen Männerrechte, sexuelle Strategien und Frauenfeindlichkeit auszeichnet. Teilweise besteht eine ideologische Nähe zu rechtsextremen, antisemitischen und verschwörungstheoretischen Milieus mit latenter Gewaltbereitschaft, die alle an eine grundsätzliche Überlegenheit von Männern gegenüber Frauen glauben.
Hass im Netz ist dabei Teil des Alltagssexismus den insbesondere Frauen und Mädchen täglich erfahren. Durch den hohen Stellenwert des Internets und der Sozialen Medien erfahren junge Menschen bereits früh verschiedene Formen digitaler Gewalt – nicht nur durch frauenhassende Influencer, sondern auch durch Formen der Diskriminierung wie Bodyshaming, Stalking und intersektionale Diskriminierung.
So haben 70 Prozent der Mädchen und jungen Frauen in Deutschland zwischen 15 und 24 Jahren laut Welt-Mädchenbericht 2020 von Plan International bereits Diskriminierung, Bedrohungen und Beleidigungen in den sozialen Medien erfahren.
Zentrale Beratungsstelle
„Es macht Sinn, eine zentrale Beratungsstelle für Opfer von digitaler Gewalt einzurichten, so dass Betroffene schnell und kompetent geschützt werden. Dazu soll diese Beratungsstelle Opfern Wege zu Hilfsangeboten aufzeigen, und ein digitales Meldeformular für alle Formen digitaler Gewalt in Anlehnung an das Meldeformular zu Cyber-Grooming bereitstellen“, so die SPD-Politikerin Sonja Bongers.
Dazu sollten Schülerinnen und Schüler stärker für den Einfluss des Internets und der sozialen Medien sowie für digitale Gewalt sensibilisiert werden. „Digitale Gewalt gegen Frauen und Mädchen muss im Rahmen der Gewinnung von Medienkompetenzen bei Schülerinnen und Schülern einen Schwerpunkt bilden“, so Bongers.