Nordrhein-Westfalens Justiz geht auf dem Zahnfleisch. Termine können nicht eingehalten werden, Bürger werden weggeschickt, um sich zum Beispiel einen Erbschein über einen Notar zu holen, da das Gericht überlastet ist und zu wenig Personal hat. Dies ist Alltag in Deutschland und NRW.
„Der Fachkräftemangel ist mittlerweile alarmierend. Wir brauchen dringend junge Menschen, die bereit sind, in den unterschiedlichen juristischen Berufen zu arbeiten. Das betrifft das Richteramt genauso wie die Laufbahn in der Staatsanwaltschaft oder Juristinnen und Juristen, die als Anwälte in der freien Wirtschaft arbeiten oder auch in der sonstigen Justizverwaltung“, sagt die SPD-Rechtsexpertin Sonja Bongers.
Besonderer Mangel besteht bei den akademischen Justizberufen. Hier ist das Referendariat die Grundlage nach dem Studium für den Eintritt in die rechtliche Berufswelt. Hier starten berufliche Lebenswege. Hier werden notwendige Kompetenzen erworben.
„Aus diesem Grund halten wir eine Reformation der Juristenausbildung für sinnvoll. Es ist wichtig, diese sehr qualifizierte Ausbildung an die Anforderung des modernen Arbeitsmarktes und der demographischen Herausforderungen anzupassen. Dabei sollte genau überlegt werden, welche Reformen die Juristenausbildung tatsächlich für junge Leute attraktiver machen. Welche Änderungen wecken das Interesse, nach dem ersten Staatsexamen auch noch das zweite anzustreben“, so Bongers.
Sie habe gehofft, dass die Landesregierung in Bezug auf die Ausbildung der Referendare wirklich konstruktive Vorschläge machen würde. Doch man wurde leider enttäuscht, kritisiert Bongers. „Junge Menschen wollen die Chance auf eine sehr gute Ausbildung haben, die auch ihre Zeit braucht. Der Justizminister hat den Referendaren allerdings einen Ausbildungsmonat gestrichen. Für junge Menschen ist die Wertschätzung ihres Ausbilders und Arbeitsgebers wichtig, die sich auch in der Bezahlung und der Arbeitszeit auswirkt.“